Die Geschichte eines Mythos..
Für mich als Labrador Liebhaber, aber auch als Wissenschaftlerin, ist es nicht verständlich und nicht erklärbar, warum Menschen unbedingt einen „Exoten“ zu überteuertem Preis kaufen, der sich dann Labrador „charcoal“ oder gar „silber“ nennt. Farbschläge, die aus braun und schwarz resultieren. „Champagner“ aus dem Farbschlag gelb.
Schaut
man in einschlägigen Foren, auf Züchterseiten und in Facebook-Gruppen,
so trifft man fast ausschließlich auf Menschen, die auf Erkrankungen und
Wesensabnormitäten der Hunde nur mit heftigem, verneinendem
Kopfschütteln reagieren und mit den Worten: Ihr seid ja nur neidisch,
weil ihr nicht etwas Besonderes besitzt!.
Fakt ist: Es gibt keinen reinrassigen Labradore in der Farbe „charcoal“, „silber“, oder „champagner“.
Aber nehmen wir mal wissenschaftlich einen Blick auf die Geschichte dieser Farben und auf die Genetik mit ihren heutigen Möglichkeiten und Erkenntnissen.
Im September 2015 gab es erstmals eine anerkannte Veröffentlichung in den USA von Jack Vanderwyk zum Thema der „Dilutes“ unter den Labbis.
Nach dieser Recherche kamen tatsächlich alle „Sonderfarben“ aus dem bekannten Labrador Kennel „Kellogg“ in den USA. Dieser Kennel gilt offiziell als alleinige Herkunft der „Dilutes“.
Die Familie Kellogg züchtet seit den 1920er Jahren Labradors. Mayo Kellogg hat demzufolge im Alter von nur 8 Jahren begonnen, Labradors mit Pointern zu verpaaren. Mayo wollte die Optik des Labbis mit einem Pointer aufwerten.
Jedoch kam der eingekreuzte Pointer nicht aus bekannter Zucht, sondern kam aus South Dacota und dieses Tier trug optisch eindeutige Züge eines Weimaraners. Diese Optik bestätigte sich bei näherer Recherche.
Es war ein Labrador, der mit einem Weimaraner gekreuzt wurde, um wie ein „Pointing Labrador“ auszusehen und genau dieses Tier floss in die Zucht der Familie Kellogg ein.
Mayo Kellogg aber, verbrachte die nächsten 40 Jahre nach der ersten Verkreuzung von Delutes damit, die Rasse zu perfektionieren. Mangelnde genetische Erkenntnisse und das Wissen um erbgenetische Schwierigkeiten taten Probleme auf, derer man auch heute nicht Herr wird.
Die Labradors in den Sonderfarben (Dilutes) wurden vom AKC (American Kennel Club) in den frühen 1980er Jahren in die Zuchtbücher aufgenommen. Ein fataler Fehler gesundheitlich betrachtet, den der AKC nicht revidieren konnte, ohne sein Ansehen schwer zu schädigen. So wurden bis heute nur hohe Zuchtauflagen vorgenommen, um größere Schäden zu vermeiden. Jedoch erkennt der AKC an, mit der Zulassung der „Dilutes“ einen Fehler großen Ausmaßes begangen zu haben.
In den USA wird ein gesteigerter Wert auf „Zuchthygiene“ gelegt, um das Auftreten der unerwünschten Erkrankung CDA zu verhindern.
Schaut man aktuell in die weltweite Labrador Data Base, erkennt man, dass 99,3% a l l e r sogenannten „Sonderfarben“ aus dem Pool der Familie Kellogg abstammt. Von 2.471 registrierten Tieren gehören lediglich 17 n i c h t in die Linie der Familie Kellogg.
Der Verbreitung von CDA wird durch eine unkontrollierte Zucht in Europa Vorschub geleistet. Es entstehen Schäden, die sich zumindest deutlich vermindern lassen, wenn nicht gar komplett umgehen.
Wenden wir uns als der Genetik zu.
Ich versuche, es einfach zu erklären. Gene bauen sich auf wie Dominosteine. Eine Hälfte des Steins wird dabei vom Vater, die zweite Hälfte vom Muttertier vererbt.
Da auch die Eltern wieder von ihren Eltern diesen „Dominostein“ erbten, bleibt es dem Zufall überlassen, welche Seite des Gens an die jeweiligen Nachkommen vererbt werden.
Das sogenannte „Dilute-Gen“ ist ein Gen, welches eine Verdünnungsfunktion der Farbe in sich trägt. Das Dilutionsgen wird als „D-Lokus“ bezeichnet. Die beiden Hälften des Gens (Dominostein) bezeichnet man als Allele. Ein gesundes Gen trägt auf beiden Hälften die Bezeichnung „D“. Eine mit einem Gendefekt behaftete Hälfte wird mit „d“ gekennzeichnet.
Ein Züchter kann nun einen Gentest im Labor anfertigen lassen. Dieser Test wird zeigen, ob ein Hund die Gen-Teile D/D trägt. Es handelt sich dann um ein gesundes Tier, welches keine Dilution (Farbverdünnung) vererbt und damit keinen Gendefekt.
Trägt ein Hund die Gen-Teile D/d, so trägt er einen Teil eines mutierten Gens, also eines Gendefekts. Das Tier selbst zeigt keine Dilution, kann aber bei Verpaarung mit einer 50%- Wahrscheinlichkeit das Dilute-Gen und damit den Gendefekt auch vererben. Diese Tiere bezeichnet man als „Träger“.
Trägt ein Hund jedoch d/d, so sind alle weiteren Tests nicht mehr von Belang! Das Tier trägt den Gendefekt im vollen Umfang, da er von beiden Elternteilen eine Hälfte der Dilution vererbt bekam. Die Dilution vererbt sich autosomal rezessiv, was bedeutet, dass nur reinerbige Tiere (d/d) die Auswirkungen des Gendefekts zeigen. Man bezeichnet diese Tiere als sogenannte „Zeiger“.
Die letzte Möglichkeit besteht darin, dass ein Hund verdeckt „d/d“ trägt. Das ist der Fall bei cremefarbenen Tieren, die basierend auf der Trägerschaft des E-Allels cremefarben sind. Aber diese Erläuterung wird in diesem Thema zu weitschweifend.
Sie wundern sich, dass ich das Dilte-Gen als „Gendefekt“ bezeichne? Kann man getrost immer dann tun, wenn wir von einer Hunderasse – wie eben unserem Labrador – sprechen, der von Natur kein Dilute-Gen trägt. Es ist also eine Form der Gen-Unverträglichkeit, bzw. Mutation, eine Anomalie, die ein Krankheitsbild hervorruft.
Wie immer rächt sich die Natur, wenn der Mensch massiv in die Genetik einzugreifen versucht.
Die Erkrankung CDA (Color delution alopecia), auch blue dog disease genannt.
- Als “blau” bezeichnet man die Farbmutationen im Bereich der Labbis “silber” und auch “charcoal”.
Die CDA kann bei den Labbis auf alle Sonderfarben – in diesem Fall auch auf champagner (falb)- zutreffen.
Die ungewöhnliche Fellfarbe wird durch eine Farbmutation hervorgerufen, wie wir gerade nachlesen konnten.
Das Dilute Gen kann zu einer Farbaufhellung und zu einer Verhornungsstörung der Haut führen. Das Gen führt zu einer abnormalen Verfärbung der Haare, es verklumpt. Die Haare sind dünn und brechen leicht, oder fallen komplett aus (Alopezie – Haarausfall). Die damit einhergehende Keratinisierungsstörung führt unweigerlich zu schwersten Hautproblemen und rezidivierenden Entzündungen.
Durch die rezessive Vererbung müssen beide Elterntiere „d/d“ sein, um die Prädisposition für die CDA zu vererben.
Wohl gibt es einen entsprechenden Gen-Test, um das Vorhandensein beidseits mutierter Gene zu erkennen.
Einen Gentest für das Vorhandensein CDA gibt es aber leider bis heute nicht und wird es auch weiträumig nach Aussage von Prof. Dr. Tosso Leeb von der Uni Bern – Institut für Genetik nicht geben. Wissenschaftlich ist ein solcher Test leider noch nicht umsetzbar.
Wir sind jetzt beim Thema „Zuchthygiene“. Da es keinen genetischen Ausschluss der CDA gibt, kann man als Züchter im Grunde nur schauen, dass man niemals Elterntiere verpaart, die beidseits Träger „d/d“ sind.
Allenfalls eine Verpaarung „D/d“ mit „D/d“ würde ein Auftreten der CDA etwas minimieren. Eine Verpaarung „D/D“ mit „D/d“ würde die Krankheit deutlicher verhindern, bedeutet für den Züchter jedoch das „Risiko“, dass der gefallene Wurf nicht die „gewünschte“ Farbe hat und damit auch nicht den angepeilten finanziellen Erfolg zeigt.
Wie zeigt sich die Erkrankung CDA?
Die Erkrankung ist im frühen Alter nicht sichtbar. Erste Auffälligkeiten stellen sich frühestens im Alter von 6 Monaten ein, in der Regel aber erst etwas zwischen dem ersten und dem zweiten Lebensjahr.
Das Fell des Tieres scheint trocken und schuppig. Es kommt zu Haarausfällen (permanent und verstärkt) vor allem im Bereich des Rückens. Es kommt zu starken Entzündungen der Haut mit schwerem Juckreiz.
Der Gang zum Tierarzt ist für die Halter der betroffenen Tiere zumeist unbefriedigend, denn diese Erkrankung ist unter Veterinären noch weitestgehend unbekannt, da sie viel zu speziell ist. Leider wird oft auf eine Allergie diagnostiziert. Futterumstellung, Gaben von Kortison und weitere entsprechende Maßnahmen zeigen keine, bis wenig dauernde Wirkung.
Ein unschöner Kreislauf für Hund und Halter beginnt.
Ein versierter Tierarzt kann durch ein Trichogramm (Haaranalyse) einen ersten Verdacht eingrenzen. Endgültige Sicherheit bringt jedoch nur eine histologisch untersuchte Biopsie der betroffenen Hautstellen.
Ist die CDA heilbar?
N E I N !
Eine mindestens vierwöchige Gabe von Antibiotikum wird die Entzündung der Haut für einen gewissen Zeitraum eindämmen. Diese Gabe muss regelmäßig in vorgegebenen Abständen (spätestens beim Auftreten neuer Entzündungsherde) wiederholt werden. Der Haarverlust ist irreversibel – der Hund bleibt „kahl“.
Die Haut des Tieres und das Fell müssen ein ganzes Leben sorgfältig gepflegt werden. Dazu gibt es spezielle Shampoos und Lotionen für die Haut.
Der permanente Juckreiz erfordert eine langfristige (bis lebenslange Gabe) von juckreizhemmender Medikamente.
Das Tier leidet und das Tag für Tag!!!
Persönliches Fazit:
Eine Eindämmung der Erbkrankheit CDA ist unter bestimmten Voraussetzungen möglich! Diese Voraussetzungen werden aber aus zwei Gründen nicht umsetzbar sein:
a) Es gibt in den einschlägigen Verbänden der Sonderzüchter keine Zuchtauflage, die einen DNA-Test zur Bestimmung des „Trägers“ und/oder des „Zeigers“ vorschreibt.
b) Haben Züchter von Sonderfarben unter Umständen keinen Gefallen daran, Würfe zu produzieren, bei denen sich die Zahl der gefallenen Welpen mit Sonderfarben nicht vorhersehen lassen. Die Sonderfarben bringen schließlich das Geld ein.
Der allseits laute Ruf, dass Labradore in Sonderfarben sicher schon bald beim VDH anerkannt sind und gar im LCD oder DRC gezüchtet werden, diesem Ruf vermag ich in keiner Form zu folgen.
Warum nicht?
Nicht, weil sie im Grunde erbgenetisch „Mischlinge“ sind. Dafür gibt es unter den anerkannten Rassen zu viele, in denen unterschiedliche Hunderassen vereint sind. Vielleicht wird nicht mal der gesundheitliche Hintergrund allein einen Anlass bieten, Sonderfarben unter den Labbis nicht anzuerkennen.
Ich denke vielmehr, man hat aus den Fehlern des AKC gelernt. Rassereinheit, typisches Wesen, Gesundheit u n d Optik. Alles Dinge, die bei einem sonderfarbigen „Labrador“ nicht zutreffen, oder… nur bedingt.
Der Rassestandard des Labrador Retriever sieht Punkte vor, die ein Hund in Sonderfarbe nicht erfüllt, nicht erfüllen kann und das mal ganz abgesehen vom Ursprung der Rasse. Wo immer man darüber nachliest, wird man in der Geschichte des Labbis niemals auf die Farben silber, charcoal und champagner stoßen, denn es gab und gibt sie nicht als Labrador!
Neben den gesundheitlichen Aspekten bin ich nicht mal darauf eingegangen, dass Labbis in Sonderfarben oftmals auch Wesenseigenschaften wie Übernervosität, Schreckhaftigkeit, handscheu sein und mehr zeigen.
Jeder Hundehalter liebt seinen Hund und für jeden von uns ist das eigene Tier das wunderschönste Wesen auf der ganzen Welt. Das ist gut so und richtig.
Auch sind nicht alle „Sonderlinge“ krank, oder verhaltensauffällig. Wäre das so, gäbe es sicher längst das geforderte Zucht- und Verbreitungsverbot für diese Hunde.
Ich wünsche mir persönlich nur, dass jeder Mensch, der sich so einen Hund anschaffen möchte, auch weiß, auf was er sich einlässt und was auf ihn und vor allem den Hund zukommen kann (nicht zwangsläufig muss).
Und … nein! Wir Besitzer der gängigen Farben sind nicht „neidisch“ auf das vermeintlich „Besondere“.
Wir haben uns nur bewusst für eine ganz besondere Rasse entschieden, den „Labrador Retriever“ und den gibt’s nur in schwarz, braun und gelb.
Wenn dieses Thema für mich auch sehr emotional geprägt ist, so hoffe ich doch, dass ich einen informativen und neutralen Ton in meinem Bericht getroffen habe.
Es ist nicht an mir, Dinge und/oder Wesen zu bewerten, zu beurteilen. Seit meiner Doktorarbeit zu diesem Thema lässt es mich jedoch nicht los und ich hoffe, ich konnte neutral und angemessen einen kleinen und relativ verständlichen Einblick in die Thematik schaffen.
Herzliche Grüße
Daniela
© Dr. rer. biol. vet. Daniela Koppenhöfer 02/2016
© Foto: Blaue Hunde
Quellen:
-DermaVet: Farbmutantenalopezie
-Universität Bern Institut für Genetik Prof. Dr. Tosso Leeb
-Jack Vanderwyk 9/2015 „All dilutes come from Kellogg´s Dogs”
-AKC
-LabradorNet Database - Pedigrees
-Kellogg´s Weimaraner and other “coincidences”
Fakt ist: Es gibt keinen reinrassigen Labradore in der Farbe „charcoal“, „silber“, oder „champagner“.
Aber nehmen wir mal wissenschaftlich einen Blick auf die Geschichte dieser Farben und auf die Genetik mit ihren heutigen Möglichkeiten und Erkenntnissen.
Im September 2015 gab es erstmals eine anerkannte Veröffentlichung in den USA von Jack Vanderwyk zum Thema der „Dilutes“ unter den Labbis.
Nach dieser Recherche kamen tatsächlich alle „Sonderfarben“ aus dem bekannten Labrador Kennel „Kellogg“ in den USA. Dieser Kennel gilt offiziell als alleinige Herkunft der „Dilutes“.
Die Familie Kellogg züchtet seit den 1920er Jahren Labradors. Mayo Kellogg hat demzufolge im Alter von nur 8 Jahren begonnen, Labradors mit Pointern zu verpaaren. Mayo wollte die Optik des Labbis mit einem Pointer aufwerten.
Jedoch kam der eingekreuzte Pointer nicht aus bekannter Zucht, sondern kam aus South Dacota und dieses Tier trug optisch eindeutige Züge eines Weimaraners. Diese Optik bestätigte sich bei näherer Recherche.
Es war ein Labrador, der mit einem Weimaraner gekreuzt wurde, um wie ein „Pointing Labrador“ auszusehen und genau dieses Tier floss in die Zucht der Familie Kellogg ein.
Mayo Kellogg aber, verbrachte die nächsten 40 Jahre nach der ersten Verkreuzung von Delutes damit, die Rasse zu perfektionieren. Mangelnde genetische Erkenntnisse und das Wissen um erbgenetische Schwierigkeiten taten Probleme auf, derer man auch heute nicht Herr wird.
Die Labradors in den Sonderfarben (Dilutes) wurden vom AKC (American Kennel Club) in den frühen 1980er Jahren in die Zuchtbücher aufgenommen. Ein fataler Fehler gesundheitlich betrachtet, den der AKC nicht revidieren konnte, ohne sein Ansehen schwer zu schädigen. So wurden bis heute nur hohe Zuchtauflagen vorgenommen, um größere Schäden zu vermeiden. Jedoch erkennt der AKC an, mit der Zulassung der „Dilutes“ einen Fehler großen Ausmaßes begangen zu haben.
In den USA wird ein gesteigerter Wert auf „Zuchthygiene“ gelegt, um das Auftreten der unerwünschten Erkrankung CDA zu verhindern.
Schaut man aktuell in die weltweite Labrador Data Base, erkennt man, dass 99,3% a l l e r sogenannten „Sonderfarben“ aus dem Pool der Familie Kellogg abstammt. Von 2.471 registrierten Tieren gehören lediglich 17 n i c h t in die Linie der Familie Kellogg.
Der Verbreitung von CDA wird durch eine unkontrollierte Zucht in Europa Vorschub geleistet. Es entstehen Schäden, die sich zumindest deutlich vermindern lassen, wenn nicht gar komplett umgehen.
Wenden wir uns als der Genetik zu.
Ich versuche, es einfach zu erklären. Gene bauen sich auf wie Dominosteine. Eine Hälfte des Steins wird dabei vom Vater, die zweite Hälfte vom Muttertier vererbt.
Da auch die Eltern wieder von ihren Eltern diesen „Dominostein“ erbten, bleibt es dem Zufall überlassen, welche Seite des Gens an die jeweiligen Nachkommen vererbt werden.
Das sogenannte „Dilute-Gen“ ist ein Gen, welches eine Verdünnungsfunktion der Farbe in sich trägt. Das Dilutionsgen wird als „D-Lokus“ bezeichnet. Die beiden Hälften des Gens (Dominostein) bezeichnet man als Allele. Ein gesundes Gen trägt auf beiden Hälften die Bezeichnung „D“. Eine mit einem Gendefekt behaftete Hälfte wird mit „d“ gekennzeichnet.
Ein Züchter kann nun einen Gentest im Labor anfertigen lassen. Dieser Test wird zeigen, ob ein Hund die Gen-Teile D/D trägt. Es handelt sich dann um ein gesundes Tier, welches keine Dilution (Farbverdünnung) vererbt und damit keinen Gendefekt.
Trägt ein Hund die Gen-Teile D/d, so trägt er einen Teil eines mutierten Gens, also eines Gendefekts. Das Tier selbst zeigt keine Dilution, kann aber bei Verpaarung mit einer 50%- Wahrscheinlichkeit das Dilute-Gen und damit den Gendefekt auch vererben. Diese Tiere bezeichnet man als „Träger“.
Trägt ein Hund jedoch d/d, so sind alle weiteren Tests nicht mehr von Belang! Das Tier trägt den Gendefekt im vollen Umfang, da er von beiden Elternteilen eine Hälfte der Dilution vererbt bekam. Die Dilution vererbt sich autosomal rezessiv, was bedeutet, dass nur reinerbige Tiere (d/d) die Auswirkungen des Gendefekts zeigen. Man bezeichnet diese Tiere als sogenannte „Zeiger“.
Die letzte Möglichkeit besteht darin, dass ein Hund verdeckt „d/d“ trägt. Das ist der Fall bei cremefarbenen Tieren, die basierend auf der Trägerschaft des E-Allels cremefarben sind. Aber diese Erläuterung wird in diesem Thema zu weitschweifend.
Sie wundern sich, dass ich das Dilte-Gen als „Gendefekt“ bezeichne? Kann man getrost immer dann tun, wenn wir von einer Hunderasse – wie eben unserem Labrador – sprechen, der von Natur kein Dilute-Gen trägt. Es ist also eine Form der Gen-Unverträglichkeit, bzw. Mutation, eine Anomalie, die ein Krankheitsbild hervorruft.
Wie immer rächt sich die Natur, wenn der Mensch massiv in die Genetik einzugreifen versucht.
Die Erkrankung CDA (Color delution alopecia), auch blue dog disease genannt.
- Als “blau” bezeichnet man die Farbmutationen im Bereich der Labbis “silber” und auch “charcoal”.
Die CDA kann bei den Labbis auf alle Sonderfarben – in diesem Fall auch auf champagner (falb)- zutreffen.
Die ungewöhnliche Fellfarbe wird durch eine Farbmutation hervorgerufen, wie wir gerade nachlesen konnten.
Das Dilute Gen kann zu einer Farbaufhellung und zu einer Verhornungsstörung der Haut führen. Das Gen führt zu einer abnormalen Verfärbung der Haare, es verklumpt. Die Haare sind dünn und brechen leicht, oder fallen komplett aus (Alopezie – Haarausfall). Die damit einhergehende Keratinisierungsstörung führt unweigerlich zu schwersten Hautproblemen und rezidivierenden Entzündungen.
Durch die rezessive Vererbung müssen beide Elterntiere „d/d“ sein, um die Prädisposition für die CDA zu vererben.
Wohl gibt es einen entsprechenden Gen-Test, um das Vorhandensein beidseits mutierter Gene zu erkennen.
Einen Gentest für das Vorhandensein CDA gibt es aber leider bis heute nicht und wird es auch weiträumig nach Aussage von Prof. Dr. Tosso Leeb von der Uni Bern – Institut für Genetik nicht geben. Wissenschaftlich ist ein solcher Test leider noch nicht umsetzbar.
Wir sind jetzt beim Thema „Zuchthygiene“. Da es keinen genetischen Ausschluss der CDA gibt, kann man als Züchter im Grunde nur schauen, dass man niemals Elterntiere verpaart, die beidseits Träger „d/d“ sind.
Allenfalls eine Verpaarung „D/d“ mit „D/d“ würde ein Auftreten der CDA etwas minimieren. Eine Verpaarung „D/D“ mit „D/d“ würde die Krankheit deutlicher verhindern, bedeutet für den Züchter jedoch das „Risiko“, dass der gefallene Wurf nicht die „gewünschte“ Farbe hat und damit auch nicht den angepeilten finanziellen Erfolg zeigt.
Wie zeigt sich die Erkrankung CDA?
Die Erkrankung ist im frühen Alter nicht sichtbar. Erste Auffälligkeiten stellen sich frühestens im Alter von 6 Monaten ein, in der Regel aber erst etwas zwischen dem ersten und dem zweiten Lebensjahr.
Das Fell des Tieres scheint trocken und schuppig. Es kommt zu Haarausfällen (permanent und verstärkt) vor allem im Bereich des Rückens. Es kommt zu starken Entzündungen der Haut mit schwerem Juckreiz.
Der Gang zum Tierarzt ist für die Halter der betroffenen Tiere zumeist unbefriedigend, denn diese Erkrankung ist unter Veterinären noch weitestgehend unbekannt, da sie viel zu speziell ist. Leider wird oft auf eine Allergie diagnostiziert. Futterumstellung, Gaben von Kortison und weitere entsprechende Maßnahmen zeigen keine, bis wenig dauernde Wirkung.
Ein unschöner Kreislauf für Hund und Halter beginnt.
Ein versierter Tierarzt kann durch ein Trichogramm (Haaranalyse) einen ersten Verdacht eingrenzen. Endgültige Sicherheit bringt jedoch nur eine histologisch untersuchte Biopsie der betroffenen Hautstellen.
Ist die CDA heilbar?
N E I N !
Eine mindestens vierwöchige Gabe von Antibiotikum wird die Entzündung der Haut für einen gewissen Zeitraum eindämmen. Diese Gabe muss regelmäßig in vorgegebenen Abständen (spätestens beim Auftreten neuer Entzündungsherde) wiederholt werden. Der Haarverlust ist irreversibel – der Hund bleibt „kahl“.
Die Haut des Tieres und das Fell müssen ein ganzes Leben sorgfältig gepflegt werden. Dazu gibt es spezielle Shampoos und Lotionen für die Haut.
Der permanente Juckreiz erfordert eine langfristige (bis lebenslange Gabe) von juckreizhemmender Medikamente.
Das Tier leidet und das Tag für Tag!!!
Persönliches Fazit:
Eine Eindämmung der Erbkrankheit CDA ist unter bestimmten Voraussetzungen möglich! Diese Voraussetzungen werden aber aus zwei Gründen nicht umsetzbar sein:
a) Es gibt in den einschlägigen Verbänden der Sonderzüchter keine Zuchtauflage, die einen DNA-Test zur Bestimmung des „Trägers“ und/oder des „Zeigers“ vorschreibt.
b) Haben Züchter von Sonderfarben unter Umständen keinen Gefallen daran, Würfe zu produzieren, bei denen sich die Zahl der gefallenen Welpen mit Sonderfarben nicht vorhersehen lassen. Die Sonderfarben bringen schließlich das Geld ein.
Der allseits laute Ruf, dass Labradore in Sonderfarben sicher schon bald beim VDH anerkannt sind und gar im LCD oder DRC gezüchtet werden, diesem Ruf vermag ich in keiner Form zu folgen.
Warum nicht?
Nicht, weil sie im Grunde erbgenetisch „Mischlinge“ sind. Dafür gibt es unter den anerkannten Rassen zu viele, in denen unterschiedliche Hunderassen vereint sind. Vielleicht wird nicht mal der gesundheitliche Hintergrund allein einen Anlass bieten, Sonderfarben unter den Labbis nicht anzuerkennen.
Ich denke vielmehr, man hat aus den Fehlern des AKC gelernt. Rassereinheit, typisches Wesen, Gesundheit u n d Optik. Alles Dinge, die bei einem sonderfarbigen „Labrador“ nicht zutreffen, oder… nur bedingt.
Der Rassestandard des Labrador Retriever sieht Punkte vor, die ein Hund in Sonderfarbe nicht erfüllt, nicht erfüllen kann und das mal ganz abgesehen vom Ursprung der Rasse. Wo immer man darüber nachliest, wird man in der Geschichte des Labbis niemals auf die Farben silber, charcoal und champagner stoßen, denn es gab und gibt sie nicht als Labrador!
Neben den gesundheitlichen Aspekten bin ich nicht mal darauf eingegangen, dass Labbis in Sonderfarben oftmals auch Wesenseigenschaften wie Übernervosität, Schreckhaftigkeit, handscheu sein und mehr zeigen.
Jeder Hundehalter liebt seinen Hund und für jeden von uns ist das eigene Tier das wunderschönste Wesen auf der ganzen Welt. Das ist gut so und richtig.
Auch sind nicht alle „Sonderlinge“ krank, oder verhaltensauffällig. Wäre das so, gäbe es sicher längst das geforderte Zucht- und Verbreitungsverbot für diese Hunde.
Ich wünsche mir persönlich nur, dass jeder Mensch, der sich so einen Hund anschaffen möchte, auch weiß, auf was er sich einlässt und was auf ihn und vor allem den Hund zukommen kann (nicht zwangsläufig muss).
Und … nein! Wir Besitzer der gängigen Farben sind nicht „neidisch“ auf das vermeintlich „Besondere“.
Wir haben uns nur bewusst für eine ganz besondere Rasse entschieden, den „Labrador Retriever“ und den gibt’s nur in schwarz, braun und gelb.
Wenn dieses Thema für mich auch sehr emotional geprägt ist, so hoffe ich doch, dass ich einen informativen und neutralen Ton in meinem Bericht getroffen habe.
Es ist nicht an mir, Dinge und/oder Wesen zu bewerten, zu beurteilen. Seit meiner Doktorarbeit zu diesem Thema lässt es mich jedoch nicht los und ich hoffe, ich konnte neutral und angemessen einen kleinen und relativ verständlichen Einblick in die Thematik schaffen.
Herzliche Grüße
Daniela
© Dr. rer. biol. vet. Daniela Koppenhöfer 02/2016
© Foto: Blaue Hunde
Quellen:
-DermaVet: Farbmutantenalopezie
-Universität Bern Institut für Genetik Prof. Dr. Tosso Leeb
-Jack Vanderwyk 9/2015 „All dilutes come from Kellogg´s Dogs”
-AKC
-LabradorNet Database - Pedigrees
-Kellogg´s Weimaraner and other “coincidences”